juni 2000
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Kranich unterm Hakenkreuz
Die Lufthansa, »Diener von Volk und Staat«, so lautete der Ehrentitel
für den Konzern in Nazi-Deutschland. Vor dem Hintergrund ihrer Mitschuld
an der Ausbeutung und Ermordung vieler ZwangsarbeiterInnen ist die Lufthansa
der Stiftung der deutschen Industrie für die Entschädigung der ZwangsarbeiterInnen
schnell beigetreten. Die Lufthansa hatte allen Grund, dies möglichst leise
und geräuschlos zu tun. Schließlich könnte eine öffentliche Diskussion
über ihre Beteiligung an den Verbrechen der Nationalsozialisten auf internationaler
Ebene zu einem Imageverlust führen.
Die Lufthansa war in die Kriegsvorbereitungen der Nazis verstrickt. Seit
ihrer Gründung 1926 war die Luftfahrtgesellschaft an der Planung und Durchführung
geheimer Rüstungsprogramme beteiligt. Mit der Machtübernahme der Nazis
wurden verstärkt Anstrengungen unternommen, eine kriegsfähige Luftwaffe
zu entwickeln. Hermann Göring und sein Staatssekretär im Reichsluftfahrtministerium
Erhard Milch, der Direktor der Lufthansa, waren die Hauptverantwortlichen
bei der geheimen Aufstellung der deutschen Luftwaffe. Die Zivilflugzeuge
der Lufthansa wurden seit 1933 als sogenannte Behelfsbomber im Krisenfall
eingeplant. Im Auftrag des »Führers« schickte die Lufthansa 1936 Flugzeuge
für Francos Truppen in den Spanischen Bürgerkrieg. Zu Beginn der »Sudetenkrise«
1938 standen Lufthansa-Flugzeuge mit SS-Mannschaften für den Fall bereit,
dass die Besetzung des »Sudetenlandes« auf Widerstand stoßen sollte. Diese
»Friedenseinsätze« wurden nach offiziellem Kriegsbeginn erheblich ausgeweitet.
Besatzungen der Lufthansa beteiligten sich an Militäroperationen und geheimen
Kommandounternehmungen. Ab Kriegsbeginn arbeiteten die Werkstätten der
Lufthansa ausschließlich für die Luftwaffe. In diesen kriegswichtigen
Betrieben wurden schon früh die ersten Kriegsgefangenen und zivilen »Fremdarbeiter«
zur Arbeit gezwungen.
In München mussten 248 Kriegsgefangene für die Lufthansa arbeiten. In
Lübeck unterhielt das Luftwaffenzeugamt zusammen mit der Lufthansa drei
Lager für 480 zivile »FremdarbeiterInnen«. In Echterdingen bei Stuttgart
waren 247 holländische Zwangsarbeiter am Flughafen zur Wartung der Flugzeuge
eingesetzt. 1942 wurden noch einmal zusätzlich 477 RussInnen in dieses
Lager verschleppt. Die ZwangsarbeiterInnen aus den Lagern der Lufthansa
warten seit 55 Jahren auf eine angemessene Entschädigung.
Die Aufarbeitung der Verstrickung der Lufthansa in die Verbrechen des
Dritten Reiches scheitert nicht zuletzt an der Weigerung des Konzerns,
seine Archive für die historische Forschung und Recherche zu öffnen.
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